Information zu
Blutwerten von Lehrern
an einer PCB- belasteten Schule
Am Beispiel einer vergleichenden Untersuchung
der PCB-Blutwerte von 40 LehrerInnen an einer hoch mit PCB belasteten
Schule wird dargestellt:
- dass niedrigchlorierte PCB im Blut erst
dann nachweisbar sind, wenn bei der Probeentnahme der richtige
Zeitpunkt gewählt und bei der Materialauswahl entsprechend
sorgfältig vorgegangen wird,
- dass alle PCB auch inhalativ
aufgenommen werden und dass unter bestimmten Bedingungen diese
Art der Aufnahme die orale Aufnahme sogar übertreffen kann.
In dem Beitrag wird aufgezeigt, dass in den
letzten Jahren erschienene Publikationen über Blutuntersuchungen
im Biomonitoring bei Raumluftbelastungen mit PCB wegen des schlechten
Studiendesigns heftig kritisiert und in ihren Schlussfolgerungen
angezweifelt wurden.
Unter den exemplarisch angeführten Beispielen
befanden sich die Studien von Lehnert et al.(1994), Heudorf, U .et
al (1996) und eine Studie des Landesgesundheitsamtes Baden- Württemberg
(1997).
Alle drei Studien konnten niedrigchlorierte
PCB im Blut nicht nachweisen. Es wurde daraus der Schluss gezogen,
dass über den Luftpfad keine Aufnahme erfolgt.
Dagegen steht eine von Benthe, H. F. et al.
bereits 1972 publizierte Studie, die festgestellt hat, dass Blut
als Medium zum Nachweis vor allem niedrig chlorierter, aber auch
aller anderen PCB-Belastungen nur bedingt geeignet ist.
An einem Gymnasium in Baden- Württemberg
wurden 1996 Werte von bis zu 10.000 ng/m³ an PCB in der Raumluft
gemessen. Seit 1980 gab es eine Häufung von bösartigen
Erkrankungen bei Schüler/ innen und Lehrer/ innen, woraufhin
letzteren Blutuntersuchungen auf PCB angeboten wurden.
Bei den 40 untersuchten Lehrer/innen konnten
im Jahre 1996 bis auf eine Ausnahme bei allen die niedrig chlorierten
PCB 28/ 52 /101 im Blut nachgewiesen werden. Da diese wegen der
derzeit möglichen Nachweisgrenze nur bei erhöhter Raumluftbelastung
gefunden werden können, führt dies eindeutig zu dem Schluss
erhöhter Exposition über die Raumluft.
1998, nach der Sanierung des Gebäudes,
nahmen 20 der schon vorher Untersuchten an einer erneuten Untersuchung
teil. Es stellte sich dabei heraus, dass in keinem einzigen Fall
diese Gruppe von Kongeneren mehr nachgewiesen werden konnte.
Hier zeigte sich deutlich, welchen Einfluss
die Sanierung hatte.
In der Literatur, vom Umweltbundesamt und
anderen offiziellen Stellen wird jedoch häufig weiterhin die
Meinung vertreten, dass Hauptquelle für die Aufnahme von PCB
allein die Nahrung sei und inhalativ aufgenommene PCB erst ab sehr
hohen Raumluftkonzentrationen einen nennenswerten Beitrag zur Gesamtbelastung
des Organismus leisten. Daraus folgend wurden Luftgrenzwerte für
PCB nur aus oralen Expositionsstudien abgeleitet.
Erst mit der Entdeckungen PCB- belasteter
Schulen (seit ca.1989) stellte sich deshalb die Frage nach dem inhalativen
Aufnahmeanteil an der Gesamtbelastung des Körpers.
Hierbei ist auch entscheidend, dass der inhalative
Aufnahmepfad ein völlig anderer ist als der orale, denn unter
Umgehung des Darm- Leber-Kreislaufes der Schadstoffe ist es ebenfalls
möglich, dass die PCB über die Riechbahn direkt ins Gehirn
aufgenommen werden. (Apfelbach, R. et.al., 1998)
Der derzeit gültige Interventionswert
von 3000 ng/m³ Raumluft wurde durch Umrechnen des (Nahrungs-)TDI-Wertes
gewonnen.
Das Kongenerenmuster nach Durchlaufen der
Nahrungskette ist jedoch ein völlig anderes als das, welches
man bei Raumluftuntersuchungen findet.
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft bezeichnet
die niedrigchlorierten Kongenere mit koplanarer Anordnung
der Phenylringe als hochtoxisch.
Gerade diese findet man in der Raumluft,
nicht jedoch in der Nahrung.
Dass das Kongener 138, entgegen der Literatur
nicht nur über die Nahrung, sondern auch über die Luft
aufgenommen werden kann, zeigt der Abfall in den Blutwerten nach
der Sanierung.
Die Kongenere 153 und 180 können ebenfalls
zu nicht unerheblichen Teilen über die Raumluft aufgenommen
werden, wenn sie, wie bei Raumluftbelastungen üblich, partikelgebunden
vorliegen.
Sämtliche PCB- Kongenere werden auch
inhalativ aufgenommen und tragen zur Belastung des Körpers
nicht unerheblich bei.
Bei Raumluftkonzentrationen über 1000
ng/ m³ und achtstündigem Aufenthalt übersteigt die Aufnahme
über die Luft vermutlich sogar die Aufnahme über die Nahrung.
Bei Vergleichen der Blutwerte der untersuchten Lehrer/ innen mit
Werten von Personen, bei denen eine inhalative Exposition ausgeschlossen
wurde, zeigte sich eine zwei- bis vierfache Mehrbelastung.
Da Einzelkongeneruntersuchungen fehlen, es
auch keine Effektstudien an Schüler- und Lehrerkollektiven
gibt, kann derzeit keine differenzierte Aussage darüber getroffen
werden, wie sich die Belastung langfristig auf sensible Systeme
des Körpers wie Hormonsystem, Nervensystem, Immunsystem auswirkt.
Stand 01.04.03
Auszugsweise zusammengefasste Wiedergabe
wesentlicher Fakten des Beitrags von D.Köster : " Während
einer Schulsanierung erhobene PCB- Blutwerte bei Lehrern und Schülern-
eine vergleichende Untersuchung", erschienen in: Umwelt/ Medizin/
Gesellschaft Nr. 14, 4/2001
S. 301-304
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