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Risikobewertung bei Chemikalienbelastung von Kindern

Kinder sind keine "kleinen Erwachsenen"

Laut einer Pressemitteilung des bgvv (jetzt BfR) müssen Kinder bei der Risikobewertung von Chemikalien besonders berücksichtigt werden.

Um die Risiken für Kinder abzuschätzen, ist zu berücksichtigen, dass sich die Kapazität des kindlichen Organismus, Stoffe auszuscheiden, altersabhängig ändert. Gesondert berücksichtigt werden muss auch, dass sich die kindlichen Organe von der Geburt bis zum Abschluss der Pubertät entwickeln. Als dritte charakteristische Entscheidung müssen bestimmte kindliche Verhaltensweisen und Verhaltensmuster beachtet werden, von denen angenommen wird, dass sie die Aufnahme von Stoffen beeinflussen.

Kinder nehmen bei gleicher Ausgangsbelastung von z.B. Umwelt und Lebensmitteln aber größere Mengen an Schadstoffen auf als Erwachsene.

So ist z.B. die Haut im Verhältnis zum Gesamtkörper fast dreimal größer als die des Erwachsenen, woraus eine größere Gesamtbelastung des kindlichen Körpers bei der Aufnahme von Stoffen über die Haut resultiert.

Noch größer sind die Unterschiede bei Stoffen, die über die Lungen aufgenommen werden: Kinder haben eine bis zu 60 mal höhere Ventilationsrate je Quadratmeter Lungenoberfläche, was bei der im Verhältnis zum Körpergewicht größeren Lungenoberfläche besonders zu Buche schlägt.

Auch die toxischen Effekte, die von Chemikalien ausgehen, müssen differenziert betrachtet werden.

Bei der Abschätzung des gesundheitlichen Risikos muss sehr genau nach Stoffen und dem Zielorgan unterschieden werden, an dem sich die toxische Wirkung manifestiert.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Alter: Neugeborene, Säuglinge, Kinder im Kindergartenalter und Jugendliche müssen differenziert betrachtet werden, weil sich z.B. die Organe im Laufe des Kindesalters unterschiedlich schnell und in verschiedenen Phasen entwickeln.

Werden das Gehirn oder die Geschlechtsorgane in einer solchen kritischen Phase beeinflusst, kann es zu irreversiblen Schäden kommen.

Da das Ausmaß der Einflüsse von Substanzen heute nicht sicher abgeschätzt werden kann, geht man aus Vorsorgegründen von einer höheren Empfindlichkeit von Kindern aus.

(auszugsweise zitiert aus:

pressemitteilung des bgvv vom 08.10.01)

 

Spezifische Stoffwechselempfindlichkeiten von Kindern:

 

KINDER

  • haben eine 2,5 fach größere Hautoberfläche im Verhältnis zu ihrem Gewicht
  • haben pro kg/ Körpergewicht ein höheres Atemminutenvolumen,

( AMV= 20 l/ min)

  • haben eine erhöhte Stoffwechselrate,
  • haben ca. 2 fach mehr Wasser pro ( Zell)- Volumeneinheit,
  • nehmen Schadstoffe aus dem Magen- Darm- Trakt viel effizienter auf,
  • haben geringere Enzymaktivitäten zur Schadstoff- Entgiftung zur Verfügung,
  • Blutbindung sowie Leber / Nieren- Entgiftungsprozesse arbeiten

ebenfalls noch geringer,

  • Kinder haben schlechter abgeschirmte Nervenzellen
  • und ein schlechter fungierendes Immunsystem.

(zitiert nach Bilger/ Petersen : Kinder- Gesundheit – Umwelt – Krankheit, Mabuse- Verlag, Frankfurt/Main 2000, Seite 32)

 

 

In mehreren Ländern der Erde wurde deshalb für Kinder aus Sicherheitsgründen ein Schutzfaktor der Größe 2 beschlossen:

Bei gleicher Aufnahmemenge von Schadstoffen wird für ein Kind ein doppeltes Risiko angenommen.

Leider gilt diese Regelung nicht in der Bundesrepublik Deutschland.

 

Stand 01.04.03