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03.12.12: Keine Ausbeutung der europäischen Meere / Stellungnahmen bis zum 15. Dezember möglich
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Zur Zukunft der Meere
 
Kontakt:

Peter Willers, Bremen
Tel. 0421/ 242688
Email: peterw@volanet.de


 

Schutz der Meere vor industrieller Ausbeutung


Die Mitgliederversammlung des BBU hat am 17. November 2012 beschlossen, einen neuen inhaltlichen Schwerpunkt in seiner Arbeit zu setzen, den Schutz der Meere vor industrieller Ausbeutung.

Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass durch rücksichtslose weltweite Überfischung in den Ozeanen der Verlust ganzer Arten droht – mit allen unabsehbaren Folgen für das ökologische Gesamtsystem der  Ozeane, ganz zu schweigen von den Folgen für die Ernährung der Weltbevölkerung. Nicht unerheblich beteiligt an dieser Entwicklung sind auch die europäischen Fischereiflotten, voran die spanische. Kurzsichtig und folgenschwer ist die Politik der EU, die Spaniens riesige schwimmende Fischfabriken immer noch mit –zig Millionen Euro subventioniert, statt das Geld für den Rückbau der Flotte und ein Sozialprogramm für die Fischer zu verwenden.

Einen weiteren Bereich wird der BBU kritisch in den Blick nehmen: die drohende Industrialisierung der Tiefsee. Die Tatsache, dass sich die Bestände von an Land vorhandenem Öl und von Metallen ihrem absehbaren Ende nähern hat weltweit den Blick von Politik und Wirtschaft auf die Tiefsee gelenkt. Dort werden Reserven im Wert  von geschätzten 55 Billionen Dollar vermutet. Diese Zahl allein schon erklärt die unheilige Allianz zwischen Bergbauunternehmen, Produzenten der Meerestechnik, der Politik und leider auch einem Teil der Wissenschaft. Die Suche und Erschließung von unterseeischen Ölquellen findet weltweit statt, vor Westafrika, Brasilien, den Falklandinseln, an den Küsten der USA, in der Arktis und im fernen Osten. Auch um die Ölvorkommen im Mittelmeer  wird inzwischen gefeilscht und gestritten.

Die Bundesrepublik hat sich bei der zuständigen Meeresbehörde der UN für 250.000 Dollar das Nutzungsrecht für ein Gebiet von 75.000 Quadratkilometern Meeresboden zwischen Hawaii und Mexico gesichert. Dort sollen aus 5000 Metern Tiefe Manganknollen gehoben werden. Diese Millionen Jahre alten Knollen enthalten Mangan, Kupfer, Kobalt, Zink und Nickel. Alles Metalle, die teurer und an Land seltener werden. Die vorhandene Menge an Knollen wird auf 300 Millionen Tonnen geschätzt. Sechs andere Staaten haben dort ebenfalls Claims abgesteckt. Dies Projekt ist keine Zukunftsmusik. Wenn der Meeresboden abgeerntet ist, wird dort eine Wüste zurückbleiben und das vorhandene Meeresleben ist auf Jahrzehnte –wenn nicht für immer- verloren.

In vielen Gebieten der Tiefsee sprudeln aus heißen Quellen , den sogenannten schwarzen Rauchern, verschiedene Edelmetalle aus dem Erdinneren. Lange wurde angenommen, dass unter den vorhandenen Gegebenheiten dort kein Leben möglich sei. Das Gegenteil ist der Fall. Gerade um die Quellen herum hat sich vielfältiges, bisher unbekanntes Leben entwickelt. Aber auch hier steht die Industrie „Gewehr bei Fuß“. Ein internationales Bergbauunternehmen hat bereits den ersten Antrag auf Förderung an den unterseeischen Hängen von Papua-Neuguinea gestellt.


Ein Beamter des deutschen Wirtschaftsministeriums nannte die entstehende Industrialisierung der Meere „die größte Herausforderung dieser Epoche“. Folgerichtig werden allein in Deutschland hunderte Millionen Euro öffentlicher Mittel schon jetzt in die Entwicklung von Meerestechniken gesteckt. Dies alles ist nicht so weit weg wie es scheint. In der Europäischen Union wird ein „Green Paper“ vorbereitet, das eine Beschlussvorlage für die Kartierung aller europäischen Meeresgebiete enthält. Erklärtes Ziel: Gewinnung von Kenntnissen für die wirtschaftliche Nutzung dieser Meere.

 

Warum so viel Skepsis?

Vor einigen Jahren ist ein zehnjähriges Forschungsprojekt beendet worden. Mehrere hundert Wissenschaftler haben weltweit an einem „Census of Marine Life“, einer  Art Volkszählung im Meer gearbeitet. Die Forscher entdeckten tausende bisher unbekannter Arten. Die Haupterkenntnis am Ende aber war, dass auch mit diesem Ergebnis noch nicht mehr als geschätzte fünf Prozent alles in den Ozeanen vorhandenen Lebens entdeckt worden sei. Viel zu wenig bekannt ist auch die Rolle der Meere für das Klima unseres Planeten.

Das bedeutet, dass wir nun auch in die Ökologie der Meere massiver als bisher eingreifen, ohne die Folgen abschätzen zu können. Womöglich vernichten wir mit unseren industriellen Aktivitäten Leben, das wir noch nicht einmal kennengelernt haben. Bedenkenlosigkeit ist für dieses Verhalten ein zu schwaches Wort.
Wir sind im Begriff und in der Lage, die Grundlagen unseres Lebens nachhaltig zu schädigen.

Der  BBU wird die weitere Entwicklung kritisch zusammen mit anderen besorgten Menschen und Organisationen begleiten.

Kontakt:
Peter Willers, 28359 Bremen, Vorstr. 51, Tel. 0421 242688, e-mail: peterw@volanet.de