Information zur
Klassenzimmer machen
krank
Unter Überschriften wie:
- Klassenzimmer gefährden die Gesundheit
- krebskrank und tot durch PCB in der Schule
- Vom Umbau des Gehirns
- Schulen, in denen der Tod lauert
- Angriff auf die Gehirne
- und ähnlich lautenden......
erscheinen zunehmend Berichte über Lern-,
Verhaltens - und Entwicklungsstörungen von Kindern und Jugendlichen.
Diese Störungen, die das Ergebnis komplexen
Zusammenwirkens unterschiedlicher Faktoren sind, nehmen in starkem
Maße zu und werden aufgrund vielfältiger Studien in zunehmendem
Maße auch umweltbedingten Einflüssen zugeschrieben.
Viele Wissenschaftler sind weltweit der Meinung,
dass sie eine Epidemie an Lern-, und Verhaltensstörungen beobachten
können, insbesondere unter dem Einfluss neurotoxisch wirkender
Chemikalien auf die Gehirne und Nervensysteme von Kindern und Jugendlichen.
Kinder sind heute dem Risiko einer Exposition
gegenüber nahezu 15 000 synthetisch hergestellten Chemikalien
ausgesetzt , die in großem Umfang produziert und fast alle
in den letzten fünfzig Jahren entwickelt wurden.(5) Nur ca.
zehn Prozent aller gängigen handelsüblichen Chemikalien
sind bisher auch auf ihre neurotoxischen Auswirkungen getestet worden.
Amerikanische Ärzte berichten zunehmend
darüber, dass Millionen von Kindern in den USA Lernbehinderungen,
einen verringerten IQ, ADHS (Aufmerksamkeitsdefizitstörung
mit Hyperaktivität), Autismus und zerstörerisches sowie
aggressives Verhalten aufweisen. Als Ursache dafür machen sie
giftige Alltagschemikalien aus, denen die Kinder in unterschiedlichen
Maßen ausgesetzt sind. Die auftretenden Schädigungen
sind nach Aussagen amerikanischer Ärzte das klare Ergebnis
komplexen Zusammenwirkens verschiedener genetischer, umweltbedingter
und sozialer Faktoren , die sich bei Einwirkung besonders empfindlicher
und empfänglicher Perioden auf die kindliche Entwicklung auswirken.
Die Forschungen zeigen, dass allgegenwärtige
toxische Substanzen wie z.B. Quecksilber, Blei, PCB, Dioxine, Pestizide,
Lösemittel u.a. zu kognitiven Funktionsstörungen und Verhaltensstörungen
führen können. (6)
Mehrere hundert gängige Chemikalien
stehen unter dem Verdacht, das Hormonsystem von Tieren und Menschen
zu beeinträchtigen, für etwa 60 Substanzen ist diese Funktion
bereits belegt.
Chemikalien beeinflussen durch unterschiedliche
Mechanismen das Hormonsystem. Sie ersetzen oder imitieren nicht
nur die natürlichen Hormone, sie können diese auch blockieren
oder deren Produktion erhöhen. Es gibt Hinweise darauf, dass
solche vom Menschen hergestellten "Pseudohormone" die
Entwicklung des Nervensystems und das Verhalten verändern können.(
7)
Insbesondere in Tierstudien zeigte sich,
dass Chemikalien die Geschlechtshormone imitieren, blockieren und
verstärken können und dadurch die Entwicklung des Gehirns
beeinflussen, was zu veränderten Verhaltensmustern führen
kann. ( 8)
Eine Vielzahl amerikanischer Forschungsberichte
weist auf die Menge an Neurotoxinen hin, die jährlich von der
Industrie in die Umwelt abgegeben werden und zu zahlreichen Entwicklungsschäden
und neurologischen Störungen wie z.B. Lern- und Aufmerksamkeitsstörungen
sowie Verhaltensauffälligkeiten führen können, indem
sie bei Kindern neben körperlichen auch geistige Schäden
hervorrufen können. (9)
Im Rahmen des "Global Environmental
Change Programm" der Universität Cambridge ( GB) wurden
Veröffentlichungen aus den letzten Jahrzehnten analysiert,
um die Folgen der vom Menschen veränderten Umwelt auf die menschliche
Intelligenz festzustellen. ( 10) Aus diesem Bericht geht hervor,
dass Millionen Menschen weltweit unter umweltbedingtem intellektuellem
Verlust durch Rückgang ihrer Intelligenz leiden, wobei die
Schäden von leichtem kognitiven Abbau bis hin zu schweren Gehirnschäden
reichen. Es wurde kritisiert, dass die Umweltmedizin sich bisher
zu stark auf Krebs- und Atemwegserkrankungen bezogen hat und die
Auswirkungen der chemisch veränderten Umwelt auf das Gehirn
stark vernachlässigt hat. (10)
Der amerikanische Toxikologe und Hirnforscher
Heuser weist mit neuen computergestützten Analysemethoden Stoffwechsel-
und Durchblutungsstörungen im Gehirn bis hin zu inaktiven Hirnbereichen
nach, die er eindeutig auf Chemikalienbelastung zurückführt.
(11)
Aus Tierversuchen und epidemiologischen Humanstudien
ist eine neurotoxische bzw. eine narkotische Wirkung vieler chlororganischer
Verbindungen auf das zentrale Nervensystem bekannt. Hierzu zählen
auch die in Schulen häufig anzutreffenden Substanzen
PCB (Polychlorierte
Biphenyle) , PCP ( Pentachlorphenol) und Lindan.
Chronische Effekte können hier Nervenschädigungen
sein, die sich als verringerte Konzentrationsfähigkeit, verminderte
Gedächtnisleistung, Persönlichkeitsveränderungen
und dergleichen darstellen.
Besonders die frühen prä - und
postnatalen Entwicklungsstufen sind empfänglich für u.U.
sich erst später manifestierende Schäden durch Belastungen.
Immuntoxische Effekte sind für die gleichen
Stoffe durch epidemiologische Studien nachgewiesen. Signifikante
Veränderungen bei einigen Zelltypen des Immunsystems mit relativ
langer Latenzzeit ergaben sich nach PCP- und PCB - Expositionen
und Dioxin- Belastungen, die , bedingt durch den Herstellungsprozess
bei PCB / PCP- Exposition immer mit in Betracht gezogen werden müssen.
Neben der ZNS- Toxizität ( Gifteffekt
auf das Zentrale Nervensystem) und dem kanzerogenen Potential vieler
Chlorverbindungen sind degenerative Schäden an Leber und Nieren
als den Hauptentgiftungs- und Ausscheidungsorganen nachgewiesen.
Bei der statistischen Festlegung der sogenannten
" Grenzwerte" ( auch der Interventions- und Vorsorgewerte)
, die für jeden Stoff einzeln festgelegt werden, sind weder
die körpereigene individuelle Empfänglichkeit von Kindern
und Jugendlichen für Schadstoffe, noch mögliche Kombinationswirkungen
mit anderen Chemikalien berücksichtigt. Keinerlei Berücksichtigung
finden in unserem Land die spezifischen Stoffwechselempfindlichkeiten
von Kindern (Infoblatt: Risikobewertung bei Chemikalienbelastung
bei Kindern).
Nach Artikel 125 der Bayerischen Verfassung
sind gesunde Kinder
das köstlichste Gut
eines Volkes.
Es ist deshalb schwer verständlich,
dass Hunderttausende von Kindern und Jugendlichen an Zehntausenden
von schadstoffbelastetren Schulen dem Risiko der Schädigung
ihrer Gesundheit ausgesetzt sind,
dass Grenzwertfestlegungen und Sanierungsentscheidungen
offensichtlich einzig die Enge der öffentlichen Kassen zur
Grundlage haben
und dass die politisch Verantwortlichen nicht
bereit sind, durch Einstellen von Sanierungsgeldern in die Haushalte
der Länder vorausschauend in die Gesundheit von Kindern und
Jugendlichen zu investieren.
Benutzte Literatur:
- Leitfaden für die Innenraumlufthygiene
in Schulgebäuden, UBA, Berlin, Juni 2000
- O`Reilly, Kammerer, Mersch -
Sundermann, Wilhelm (Hrgb.), Leitfaden Umweltmedizin, Urban &
Fischer, 2. Auflage, 2001
- Neumann, H.-G., Institut für
Toxikologie der Universität Würzburg , PAK -Belastungen
im Hausstaub von Wohnungen aus den 50-er Jahren, Schriftwechsel
mit der Stadt Frankfurt /Main vom 03.02.98
- Neuburger, Norbert: Kompendium
Umweltmedizin, Hamburg 1996
- Landrigen et al.: Gesundheit
von Kindern und Umwelt, in: Eine neue Agenda für präventive
Forschung, Kinder-Gesundheit- Umwelt-Krankheit, Frankfurt/Main,
2000
- Schettler,Stein et al.: In Harms
Way, toxic threats to child-developement, Greater Boston Physicians
For Social Responsibility, Cambridge/ Mass., May 2000
- Beeinflussen Chemikalien verhalten
und Gehirnentwicklung?, UBA, Presseinformation Nr.01/99
Umweltchemikalien schädigen
das Hormonsystem, 68/01,
,April 2001
- Polluting Our Future; chemical
emmisssions in the U.S. that effect child development and learning,
( Internettext ohne weitere Angabe)
- Williams,Ch. The environmental
threats to human intelligence, London 1997 ( Global Environment
Change Programme)
- Heuiser,G.: Veränderte Gehirnaktivitäten
nach neurotoxischer Exposition, in : ZfU, Nr.26
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