17. Januar:
Auf nach Paris! Keine neuen Reaktoren in Europa und der Welt!
Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz ruft zusammen
mit dem französischen "Reseau Sortir de Nucléaire"
und weiteren Gruppen aus ganz Europa und den USA zur Europäischen
Demonstration gegen den geplanten EPR-Reaktor am 17. Januar 2004
in Paris auf! Für Energieeinsparung und Erneuerbare Energien!
Die französiche Regierung möchte Anfang 2004 mit dem
Bau eines neuen Atomreaktors des "European Pressured Reaktors"
(EPR) beginnen. Dieser Reaktortyp wurde in den neunziger Jahren
von SIEMENS und Framatome (heute Areva) als bina-tionales Projekt
entwickelt. Zur weltweiten Vermarktung haben sich beide Firmen schon
bereits zusammengeschlossen. In Frankreich haben Regierung und Industrie
versucht, den EPR über eine seit Anfang des Jahres 2003 laufende
"Energiedebatte" der Bevölkerung nahezubringen. An
dieser Debatte war allerdings die atomkritische Bevölkerung
nicht beteiligt worden. Der Bau des EPR-Reaktors liegt eben nur
im Interesse der hinter den Herstellern und Betreibern stehenden
Kapitalgruppen, nicht aber im Interesse der Bevölkerung. Auch
die finnische Regierung möchte gern einen EPR-Reaktor in ihrem
Lande und Loyola de Palacio, Vizepäsident der Europäischen
Kommission unterstützt das Projekt. Der EPR-Reaktor ist keinesfalls
sicherer als existierende Anlagen, obwohl die Hersteller dies gerne
behaupten. Er beinhaltet dasselbe Störfallpotential und produziert,
da größer, noch mehr Atommüll. Der Bau des EPR-Reaktors
ist keine französische Angelegenheit, schon deshalb, weil SIEMENS
daran beteiligt ist. Auch die deutschen Stromerzeuger RWE, E.ON-Energie,
Vattenfall Europe und EnBW wurden von der französischen EdF
aufgefordert, sich daran zu beteiligen. Deshalb und weil eine mögliche
Atomkatastrophe keine Grenzen kennt müssen sich die Anti-Atombewegungen
in ganz Europa dagegen wehren.
EPR-Euroreaktor - Die Atomlobby will die atomaren Weichen für
das dritte Jahrtausend stellen. 1989 ging mit Neckarwestheim
II der letzte 1300 Megawatt Konvoi-Reaktor von SIEMENS-KWU in der
Bundesrepublik ans Netz. Die Anti-Atom-Bewegung hatte, unterstützt
durch die Ereignisse von Harrisburg und Tschernobyl das ehrgeizige
Atomprogramm der Elektrizitätswirtschaft gestoppt. Das französische
Atomprogramm lief mit der Inbetriebnahme des letzten 1382 Megawatt-Reaktors
der N4-Baureihe im Jahre 1998 in Civaux vorläufig aus. Hoffnungen
auf nennenswerte Exportaufträge erfüllten sich für
die nationalen Reaktorindustrien Westeuropas nicht.
Die Atomwirtschaft in Westeuropa schließt sich immer daher
enger zusammen. Bereits Mitte der achtziger Jahre fusionierten die
schwedische ASEA mit der schwei-zerischen BBC zur heutigen ABB.
Auch SIEMENS und die französische FRAM-ATOME haben feststellen
müssen: In nationaler Konkurrenz sind neue Reaktoren nicht
mehr gewinnbringend realisierbar. Beide Unternehmen gründeten
bereits in den neunziger Jahren die "Nuclear-Power-International"
(NPI), die zukünftige Reaktorprogramme bei der Firmen koordinieren
und vermarkten soll. Seit Anfang des neuen Jahrtausends hofft die
Branche auf neue Aufträge, da nicht nur alte Atomkraftwerke
stillgelegt werden, sondern ab etwa 2005 europaweit auch ein Großteil
der konventionellen Kraftwerke ersetzt werden muß. SIEMENS/FRAMATOME
wollen mit ihrem "Euro-Druckwasserreaktor" von 1500 Megawatt Leistung
ins Geschäft kommen, andere westeuropäische Konsortien
haben Projekte für "fortschrittliche Siede-wasser- und Hochtemperaturreaktoren"
in der Schublade. Auch in Osteuropa und weltweit hofft die europäische
Atomwirtschaft auf Aufträge.
Atomausstiegsgesetz kein Hindernis für den Neubau von Reaktoren!
In der Bundesrepublik Deutschland wurde im Jahre 1999 der Ausstieg
aus der Atomenergie per Gesetz beschlossen. Seither wurde jedoch
hierzulande nicht ein Reaktor stillgelegt, der nicht auch ohne dieses
Gesetz abgeschaltet worden wäre. Dieses Gesetz ist auch keinesfalls
so unumkehrbar, wie SPD und Grüne dies in der Öffentlichkeit
gern darstellen wollen. Schon bei einem Regierungswechsel könnte
der große Traum vom Ausstieg per Gesetz vorbei sein - die
neue Regierung brauchte nur andere energiepolitische Prioritäten
zu beschließen. Darauf warten die Protagonisten des EPR-Reaktors.
Nur eine wachsame Anti-Atombewegung kann dies verhindern. Seien
wir wachsam und seien wir solidarisch mit der Anti-Atombewegung
in Frankreich!
Weitere Informationen:
Reseau "Sortir du nucléaire" 9 rue Dumenge 69004
Lyon - France
Tel: 00 33 478282922 oder 00 33 664. 100.333
Internet: www.sortirdunucleaire.org
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