Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V.
Prinz-Albert-Str. 73, 53113 Bonn,
Fon 0228-21 40 32, Fax 0228-21 40 33
BBU

 

 

Home
Übersicht

Offener Brief !

An dasBayerische Staatsministerium
für Landesenwicklung und Umweltfragen
z. H. Herrn Staatsminister Werner Schnappauf

 

München Bonn/Aschaffenburg/ Karlstein/Kahl, 09.08.02

Bayerischer Atommüll in Schweden zur Zwischen- und Endlagerung?
Bezug: Anliegende Drucksache des Versuchs-Atomkraftwerkes Kahl/Karlstein/Lkr. Aschaffenburg = 8/88/3000
Titel: Erprobung von Brennelementen und Brennelement-Einsatzplanung im VAK-Kahl

 

Sehr geehrter Herr Staatsminister Schnappauf !

Erst jetzt – und das rein zufällig – erhalten wir die Kenntnis bzw. gelangte die oben genannte Drucksache in unseren Besitz. Hierin heißt es auf Seite 12 Abschnitt: Entsorgung u. a.,

  1. Daß die Entsorgung der im VAK eingesetzten MOX-BE (Plutonium- Brennelemente) auf dem Wege der Endlagerung in den in Schweden zur Verfügung stehenden Lagerstätten erfolgt.
  2. Weiter: Bis Ende 1987 sind bereits 64 Brennelemente zur Zwischenlagerstätte CLAB bei Oskarsham geliefert worden. Dort sollen sie 40 Jahre in gekühltem Wasser bleiben, um dann in Felsenkammern endgelagert zu werden. Für 1988 sind noch zwei weitere Lieferungen von je 24 Elementen vorgesehen! Dann ist das Kraftwerk VAK endgültig von Brennelementen entsorgt, eine Voraussetzung für den vorgesehenen Abbruch der gesamten Anlage.

Die BE-Transporte erfolgten mit dem Behälter TN-1, dem ersten Trockenbehälter für bestrahlte BE in Europa. Damit wurden die VAK-BE sowohl nach MOL (Euro-Chemie, Belgien?) als auch Karlsruhe (vermutlich WAK gemeint?) entsorgt.

Sehr geehrter Herr Staatsminister Schnappauf!

Wir sind über diese Vorgänge bzw. Abläufe (trotz inzwischen vergangener 14 Jahre) auf das Äußerste beunruhigt, zumal unseres Wissens Ihre verantwortliche Fach-abteilung die breite Öffentlichkeit von Anfang an bis heute nicht detailiert bzw. laufend informiert hat.

Dabei können wir Ihrer Fachabteilung den Vorwurf nicht ersparen, mit Macht und gegen ein Klageverfahren ein öffentliches Genehmigungsverfahren nach Atomrecht und Strahlenschutzverordnung für den Abbruch des VAK Kahl/Karlstein/Aschaffenburg verhindert zu haben. Hier hätten wir dann im Detail bürgerfreundlich auch die Problematik "Entsorgung von abgebrannten Brennelementen/Atommüll" reklamieren können.

Anmerkung: Für alle Stilllegungen/Rückbauten der 3 Hanauer Brennelemenfabriken (incl. MOX/Plutonium BE) wurde vorher ein öffentliches Antrags-/Genehmigungs-verfahren vom hessischen Umweltministerium mit öffentlichem Erörterungstermin bürgerfreundlich durchgeführt.

Nunmehr beantragen wir – auch im Interesse der Öffentlichkeit – die möglichst schnelle Beantwortung folgender Fragen:

  1. Stimmt es tatsächlich, daß bis Ende 1987 64 abgebrannte MOX-/Plutonium-BE zur 40 Jahre währenden Zwischenlagerung, d. h. bis ca. 2027 nach CLAB Oskarsham/Schweden und zur anschließenden Endlagerung in schwedischen Felsenkavernen geliefert wurden?
  2. Trifft es zu, daß dann für 1988 vorgesehene 2 weitere Lieferungen von je 24 MOX-/Plutonium-BE ebenfalls zur schwedischen Zwischenlagerstätte CLAB (für 40 Jahre) und anschließenden Endlagerung in schwedischen Felskavernen geliefert wurden?
  3. Wie sieht die heutige Situation für die besagten insgesamt ca. 112 (64 + 2 x 24) VAK-MOX-/Plutonium-BE in Schweden aus? Z. B.: Bleibt es bei der 1988 geplanten ca. 40-jährigen Zwischenlagerung, d. h. bis ca. 2027 in CLAB und anschließenden Endlagerung in schwedischen Felskavernen, oder hat es grundlegende Änderungen gegeben?
  4. Wurde der Vertrag zur Zwischenlagerung und Endlagerung der VAK-MOX-/Plutonium-BE vom VAK/RWE oder von Ihrem Ministerium mit Schweden abgeschlossen?
  5. Ist die schwedische Entsorgungsvereinbarung für die VAK-BE auch von der JAEO bzw. Euratom genehmigt worden und unterliegt deshalb auch einer Kontrolle dieser beiden internationalen Atom-Kontrollbehörden?
  6. Wurden eventuell auch aus anderen bayerischen Atomanlagen Atommüll bzw. abgebrannte Brennelemente nach Schweden zur Zwischen- bzw. Endlagerung geliefert? Wenn ja, welche Informationen liegen hierüber vor?
  7. Wieviel und welcher Art (URAN- oder MOX-/Plutonium BE des VAK wurden in MOL/Belgien bzw. in Karlsruhe und wie "entsorgt"?

Sehr geehrter Herr Staatsminister Schnappauf,

wir hoffen sehr auf eine möglichst umfangreiche und schnelle Information zu unseren dringenden Fragen.

Mit freundlichen Grüßen

BBU e.V. Bonn, Eduard Bernhard (Atompolitischer Sprecher und Vorstandsmitglied)
BN KG Aschaffenburg, Karl-Heinz Wissel (Stellv. Vorsitzender)