OFFENER BRIEF
An das
Hessische Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft
und Forsten
Herrn Staatsminister Wilhelm Dietzel
Postfach 3109
65021 Wiesbaden
Per Fax
Bonn, Frankfurt, 10.09.02
Radioaktiver Arbeitsunfall am 04.09.02 im RWE Atomkraftwerk
Biblis Block B /
BBU und BUND Hessen fordern lückenlose Dokumentation
und detaillierte Veröffentlichung aller Verantwortlichkeiten
und schnellgreifende personelle / strukturelle Konsequenzen!
Sehr geehrter Herr Umweltminister Dietzel!
Hiermit erheben wir Protest gegen die vom Betreiber
des AKW-Biblis, RWE, und Ihrem Ministerium versuchte Geheimhaltung
des oben genannten radioaktiven Arbeitsunfalls eines Leiharbeiters.
Es ist skandalös, dass dieser bedenkliche Vorfall
nur durch die Presseerklärung der Berufsgenossenschaftlichen
Unfallklinik Ludwigshafen bekannt wurde, weil dort die Aufnahme
und erfolgreiche Behandlung des verletzten radioaktiv kontaminierten
Leiharbeiters erfolgte. Die Argumentation von RWE und Ihrem Ministerium,
dass die radioaktiven Belastungsgrenzwerte nicht überschritten
worden seien und deshalb eine Öffentlichkeits-Information nicht
notwendig war, halten wir für verantwortungslos!
Wenn es laufend zu Kontaminationen bzw. Inkorporationen
von radioaktiven Stoffen unterhalb der Grenzwerte bei Leih- und
Betriebs-Personal kommt, werden möglicherweise wichtige technische
Versagensfälle des Strahlenschutzes vom HMULF nicht erkannt,
weil auch vom RWE nicht gemeldet.
Wir sind der Auffassung, dass der Arbeitsunfall
vom 4.9.02 gründlich untersucht und die Öffentlichkeit
umfassend über folgende Punkte informiert werden muss:
- Meldung des Betreibers RWE über den Arbeitsunfall
- Unfallbericht des Regierungspräsidiums Darmstadt,
Dezernat Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik
- Bericht der Unfallklinik Ludwigshafen
- Bericht der zuständigen Berufsgenossenschaft
- Bericht des beauftragten TÜV Süddeutschland
Insbesondere muss geklärt werden, ob der betroffene
Leiharbeiter evtl. auch radioaktive Stoffe inkorporiert hat bzw.
hieraufhin untersucht worden ist. Unklar ist weiter, ob es im AKW
Biblis B und A bereits vergleichbare Fälle gegeben hat, die
bislang von RWE bzw. der Öffentlichkeit nicht mitgeteilt wurden.
Weiter ist unklar, ob der Leiharbeiter - über die zumutbare
Zeit hinaus, im Vollschutz-Anzug arbeiten musste, d.h. - wer überwachte
das im AKW? Möglicherweise war eine Überschreitung der
zumutbaren Arbeitszeit "im Vollschutz-Anzug" die Ursache für
den Schwächeanfall und damit die Sturz-Ursache!
Alles in allem sind wir der Meinung, dass nunmehr
"das Maß voll ist" und das AKW Biblis B und A nach den jahrelangen
Skandal- und Versagensvorfällen unbedingt sofort stillzulegen
ist, da die notwendige Zuverlässigkeit und Sicherheit des Betreibers
RWE nach § 7 Atomgesetz nicht gegeben ist.
Darüber hinaus fordern wir einen Untersuchungsausschuss
des Landtages, damit dieser Vorfall umfänglich aufgeklärt
wird.
Mit freundlichen Grüßen
BBU e.V.
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BUND Hessen e.V.
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(Eduard Bernhard, Vorstandsmitglied)
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Michael Rothkegel (Geschäftsführer)
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