Offener Brief
An Herrn
Kurt Bodewig
Bundes-Verkehrsminister
Berlin
Per Fax
Frankfurt /Bonn /Aschaffenburg, den 13. Juli 2002
US-Militärflugzeug am Mittwoch, 10.07.02
orientierungslos über Hessen/Bayern / Mitten
im Unwetter: Defekte Boeing 747-100 mit Raketen an Bord bricht Notlandung
in Frankfurt/ Main ab
Bericht: Frankfurter Allgemeine Zeitung ( FAZ ) Seite 1+2
vom 13.07.02 ( s. Anlage )
Sehr geehrter Herr Bundesminister Bodewig,
wir und sicher auch Millionen Bundesbürger sind – insbesondere
nach der kürzlich schweren tragischen Flugzeug-Absturz-Katastrophe
am Bodensee – tief beunruhigt und empört nicht nur über
den oben genannten Vorfall, sondern auch über die in diesem
Zusammenhang bekannt gewordenen alarmierenden Einzelheiten.
Diese bedürfen dringend der Aufklärung durch Ihr Ministerium
bzw. Ihrer Fachbehörde dem Luftfahrt-Bundesamt!
Wir fordern deshalb dringend die Beantwortung folgender Fragen
- Trifft es zu, dass Flugzeuge vom Typ Boeing 747-100 in Europa
seit langem als veraltet gelten und deshalb von der Lufthansa
schon vor anderthalb Jahrzehnten durch moderneres Gerät ersetzt
wurden?
- Gibt es in Europa bzw. in der Welt eine technische Sicherheitsvorschrift,
wonach vor allem Großflugzeuge mit Schutzeinrichtungen gegen
Gewitter-Auswirkungen geschützt werden müssen, um den
Ausfall aller elektronischer Systeme, insbesondere für die
Orientierung, zu verhindern?
- Stimmt es, dass es in der zivilen Luftfahrt Bestimmungen über
Gefahrgut-Transporte gibt, nach denen etwa Raketen an Bord ziviler
Frachtflugzeuge nicht transportiert werden dürfen?
Anmerkung/Frage: An Bord der "orientierungslosen"
US-Militärmaschine ( vom amerikanischen Verteidigungsministerium
von der kalifornischen Fluggesellschaft Polar Air Cargo
gechartert ) sollen sich lt. FAZ außer 120 TO hoch
explosiven Kerosin, dutzende Tonnen Waffen, unter ihnen Raketen
mit Fest- u. Flüssigtreibstoff sowie Explosivstoffe befunden
haben !
Trifft diese Information zu?
- Entspricht es den Tatsachen, dass die orientierungslose US-Maschine
zur Notlandung in Frankfurt vorgesehen war und deshalb der Pilot
von Würzburg ( Bayern ) aus auf die Anfluglinie Frankfurt
geleitet wurde, dann aber etwa 25 Meilen vor Frankfurt ( Hessen
) – etwa im Raum Aschaffenburg ( Bayern ) abdrehte zum Rückflug
zum Abflughafen der US Air Force in Ramstein ( Rheinland-Pfalz
) ?
- Wie beurteilen Sie die FAZ-Information: Es sei "der
hohen Professionalität des Piloten zu verdanken, dass eine
Katastrophe verhindert" worden sei. Ein Aufschlag der "mit
militärischem Gerät" beladenen Maschine hätte
dort "wohl nicht nur den Flughafen zerstört".
Für die Sicherheit deutscher Flughafen zuständige
Beamten hoben hervor, es sei "unverantwortlich, dass solch
brisante Fracht von unseren Bündnispartnern mit derart veralteten
Flugzeugen transportiert werde".
Herr Fongern (Pilotvereinigung Cockpit ) sagte: "Alte
Flugzeuge sind nicht unbedingt unsicher, es kommt jeweils auf
den Wartungsaufwand an". Frachtflugzeuge seien jedoch oftmals
älter und würden schlechter gewartet als zivile Passagierflugzeuge.
Über den Vorfall gab es zunächst weder von der
Air Base Ramstein noch vom Frankfurter Flughafen eine Presse-Mitteilung.
Das Bundesluftfahrtamt wurde bis zum Freitag 12.07.02 nicht über
den Vorfall unterrichtet !
Eine Sprecherin teilte mit:
"Eine offizielle Störungsmeldung liegt uns nicht
vor!"
Sehr geehrter Herr Bundesverkehrsminister Bodewig,
wir erwarten ganz dringend eine schnelle Überprüfung
und Mitteilung Ihrer Bewertung sowie Vorschläge/Maßnahmen
– evtl. in Zusammenarbeit mit dem Bundesverteidigungsminister, Herrn
Scharping, damit derartige Vorfälle – die zu ungeahnten Katastrophen
führen können – sich in Zukunft nicht wiederholen können!
Mit freundlichem Gruß
BBU e. V., Bonn
E. Bernhard, Vorstandsmitglied
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