Offener Brief
Herrn
Bundesumweltminister Jürgen Trittin
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit
D – 53175 Bonn
Per Fax
Bonn, 16.08.02
Dringende Konsequenzen aus Hochwasser/Fluten-Katastrophen in
Deutschland, Tschechien und Österreich // Sofortige Einschaltung
der Störfall-Kommission (SFK) für Chemieanlagen, der Reaktor-Sicherheits-Kommission
(RSK) für Atomanlagen sowie der Strahlen-Schutz-Kommission
(SSK) zwecks Hilfestellung und Vorsorgemaßnahmen
Sehr geehrter Herr Bundesminister Trittin,
Im Namen der uns angeschlossen 130 Bürgerinitiativen
mit mehr als 120.000 Mitgliedern beantragen wir hiermit den sofortigen
Einsatz der Ihnen zur Verfügung stehenden Fachgutachter der
SFK, der RSK sowie der SSK.
Aufgrund der inzwischen bekanntgewordenen Einzelheiten
sehen wir folgende Gefährdungspotentiale:
- In Deutschland durch die ca. 350 Chemieanlagen
des Chemie-Zentrums Bitterfeld (Freisetzung giftiger Stoffe in
Luft, Wasser, Boden/Schlick.
- Für Deutschland durch die tschechische Chemiefabrik
"SPOLANA" nahe Usti, wo bereits Chlorgas zumindest in die Luft
freigesetzt wurde und das Freiwerden von hochgiftigem Dioxin (z.T.
in Fässern gelagert u. z.T. - durch Greenpeace festgestellt
- im Betriebs-Boden vorhanden) zu befürchten ist.
- Durch z.Z. noch nicht direkt bedrohte Chemieanlagen
und evtl. auch Giftmülldeponien etc. im In- und Ausland,
die an großen Flüssen liegen !
Anmerkung: Außer dem hohen Gefährdungspotential
für unsere direkt bedrohte Bevölkerung im Hochwassergebiet
ist - trotz voraussichtlicher Wasser-Verdünnungseffekte -
eine Verseuchungsgefahr für Trinkwasser-Einrichtungen zu
befürchten, die aufzubereitendes Ufer-Filtrat nutzen. Hier
müssen u.E. in Zusammenarbeit mit den betroffenen Bundesländern
rechtzeitig Vorsorgemaßnahmen - evtl. durch temporäre
Anlagen-Stillegung - getroffen werden.
Sehr geehrter Herr Bundesminister Trittin,
Gefährdungen für die Bundesrepublik Deutschland
durch Hochwasser- bzw. Flutkatastrophen können möglicherweise
auch durch deutsche und ausländische Atomanlagen, die in der
Regel an größeren Gewässern liegen, entstehen. Eine
entsprechende schnell zu klärende Problematik besteht laut
letzten Medienmeldungen durch eine teilweise Überflutung des
tschechischen Atomforschungs-Zentrum in Rez nahe Prag.
Wir beantragen deshalb, daß Sie auch Ihre
Gutachtergruppen der RSK/SSK zur Abklärung akuter und zukünftiger
Sicherheitsrisiken durch Überschwemmungen von Atomanlagen einsetzen
!
Bitte informieren Sie uns schnellstmöglichst
über Ihre Entscheidung bezüglich unserer Anträge
bzw. Vorschläge.
Mit freundlichen Grüßen
BBU e.V.
(Eduard Bernhard, Vorstandsmitglied)
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(Christine Ellermann, Geschäftsführerin)
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