Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz
(BBU) e. V. lehnt den geplanten Bau einer Brennelementefabrik für
Hochtemperatur-Reaktor-Brennelemente in Südafrika durch die
Dortmunder Firma Uhde ab. Über das Vorhaben ist der BBU soeben
von der Bürgerinitiative Umweltschutz Hamm e. V., einem Mitglied
des BBU, informiert worden. Der BBU wird gemeinsam mit der Bürgerinitiative
in Hamm versuchen, das Vorhaben zu stoppen. Folgend zur Information
eine Pressemitteilung der Bürgerinitiative Umweltschutz Hamm:
Hamm, 5. Mai 2005
Dortmunder Firma baut atomare Brennelementefabrik
für Hochtemperaturreaktor in Südafrika!
Wenige Tage nach den beunruhigenden Meldungen von
erhöhten radioaktiven Werten in unmittelbarer Nachbarschaft
von der südafrikanischen Atomfabrik Pelindaba in der
Nähe der Hauptstadt Pretoria, nimmt der Ausbau der HTR-Linie
in Südafrika immer deutlichere Konturen an.
Für den nach deutschem Vorbild in Hamm-Uentrop
geplanten Kugelhaufenreaktor ist der Bau einer Brennelementefabrik
zwingend notwendig. Nach der Stilllegung des THTR´s in Deutschland
wurde die Anlage von der Hanauer Skandalfirma Nukem (bzw. ihrer
Tochter Hobeg) abgebaut und nach China verfrachtet, um die dortigen
HTR´s mit Brennelementen zu versorgen. Damit in Südafrika der
Pebble Bed Modular Reactor (PBMR) – so die Bezeichnung hier – in
Betrieb gehen kann, soll jetzt eine solche Anlage auch im südafrikanischen
Pelindaba gebaut werden. Dies geht aus verschiedenen südafrikanischen
Zeitungsmeldungen vom 2. Mai 2005 hervor.
Den 20 Millionen Dollar umfassenden Auftrag erhielt
– welch Überraschung! – die Dortmunder Firma Uhde, eine Abteilung
von ThyssenKrupp. Dortmund war bis zu der Fusion mit RWE der Firmensitz
der Vereinigten Elektrizitätswerke (VEW), die den THTR in Hamm-Uentrop
mitbetrieb. Gerade mal 200 Meter von dem ehemaligen VEW-Gebäude
(Rheinlanddamm 24, Bundesstraße 1) liegt schräg gegenüber
die Firma Uhde in der Friedrich-Uhde-Straße 15. – Wie kurz
doch manche Wege sind! Die alten Verbindungen funktionieren immer
noch bestens.
Die Firma Uhde ist bereits seit 1962 in Südafrika
aktiv, ist also Mitprofiteur des Apartheidregimes gewesen. Wirtschaftlichkeitsstudien,
Technologieauswahl und Anlagenbetrieb gehören zu dem geschäftlichen
Tätigkeitsfeld dieser Firma. Mit dem Bau der nuklearen Anlage
soll im Jahre 2007 begonnen werden. Nach der Fertigstellung im
Jahre 2010 sollen dort jährlich 270.000 radioaktive Kugelbrennelemente
produziert werden.
Die tennisballgroßen Brennelemente haben im
THTR Hamm-Uentrop zu massiven Problemen geführt, weil sie teilweise
in den Zu- und abführungsrohren steckenblieben und von den
einfahrenden Abschaltstäben im Reaktorkern zerstoßen
wurden.
In einem einzigen Brennelement befinden sich ca. 30.000
winzig kleine PAC-Kügelchen, die aus Plutonium, Americium und
Curium bestehen. Mit diesen Kugeln experimentierte die "Gesellschaft
zur Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schiffahrt" (GKSS) in
Geesthacht (Elbmarsch) an dem Bau von Miniatombomben. Dabei kam
es offensichtlich zu Unfällen und Explosionen, die zu einer
Freisetzung der PAC-Kügelchen führten. Die weltweit größte
Häufung von Leukämiefällen bei Kindern in
der Nähe des Forschungszentrums der GKSS hat über 10 Jahre
lang eine Untersuchungskommission der Landesregierung Schleswig-Holstein
beschäftigt. In der Atomfabrik Hanau, wo die HTR-Brennelemente
hergestellt wurden, muß es ebenfalls einen Störfall gegeben
haben. Die PAC-Kügelchen wurden in Hanau in der Gartenerde
gefunden. (Nähere Angaben hierzu sind in den THTR-Rundbriefen
Nr. 82 und 95 sowie in "aktuelles" unter www.thtr-a.de
nachzulesen.)
In Zukunft wird wohl die südafrikanische Bevölkerung
den Gefahren dieser nuklearen Technologie ausgesetzt. Die Umweltschützer
von Earthlife Africa haben vor dem Obersten Gericht zwar erstritten,
dass das Genehmigungsverfahren für den PBMR neu aufgerollt
werden muss. Indem jetzt eine Dortmunder Firma den Auftrag für
den Bau der dazugehörigen Brennelementefabrik erhalten hat,
werden vollendete Tatsachen geschaffen, ohne den Ausgang des Verfahrens
abzuwarten.
Nachdem die letzten Jahre unter Rotgrün Patente
und Know how für die HTR-Linie nach Südafrika transferiert
wurden, ist jetzt die deutsche Industrie am Zuge. – Das ist eine
seltsame Auffassung von einem Ausstieg aus der Atomenergie.
Horst Blume, Mail: horst-blume@web.de
Bürgerinitiative Umweltschutz Hamm e. V.,
Postfach 1242, 59002 Hamm
www.thtr-a.de
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