Festhalten an der Atomkraft aus ideologischen Gründen ist
nicht verantwortbar / Keine Laufzeitverlängerung für das
AKW Biblis
(14.7.2005) Anlässlich der heutigen Pressemitteilung von Umweltminister
Dietzel "Kernkraft nicht aus ideologischen Gründen verteufeln",
kritisieren der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz
(BBU) und der hessische Landesverband des Bund für Umwelt und
Naturschutz Deutschland (BUND), dass Minister Dietzel nicht nur
den Betrieb des AKW Biblis trotz serienweiser Störfallmeldungen
und Betriebsvorfällen weiter ermöglicht, sondern sich
auch für eine Laufzeitverlängerung ausspricht.
BBU und BUND erinnern daran, dass es im AKW Biblis bereits mehrfach
schwerwiegende Störfälle und Vorkommnisse gegeben hat,
die nach Auffassung der Verbände Verstöße gegen
das Atomgesetz, die Strahlenschutzverordnung und die Sicherheitsauflagen
darstellen. Als Beispiele benennen BBU und BUND den Störfall
eines fehlerhaft nicht geschlossenen Ventils zwischen Primär-
und Nachkühlkreislauf im Jahr 1987 der von den Verantwortlichen
verschwiegen wurde und der nach Aussage des Öko-Instituts zum
SuperGAU hätte führen können, den erst nach 27 Jahren
entdeckten Riss in einer Schweißnaht im Bereich der Verbindung
des Not- und Nachkühlsystems zum Reaktorkühlkreislauf
im Jahr 2000, die Verstöße gegen die Vorschriften des
Betriebshandbuches bei Instandhaltungsmaßnahmen in 2002 oder
den in 2003 festgestellten ungenehmigten Betrieb des AKW Biblis
A im Bereich der Sumpfsiebe.
Die Umweltverbände werfen Umweltminister Dietzel vor, dass
er wichtige Fakten schlichtweg ignoriert:
- Es ist kein sicheres Endlager für jahrzehntausende lang
strahlenden hochradioaktiven Müll in Sicht.
- Jederzeit besteht die Möglichkeit eines atomaren Supergaus
in einem der 17 noch laufenden deutschen Atomkraftwerke, erinnert
wird an die atomare Katastrophe in Tschernobyl.
- Es besteht eine massive Sicherheitsgefährdung aller (davor
nicht zu schützenden) Atomkraftwerke durch denkbare Terroranschläge.
Laut einer Prognos-Studie aus dem Jahr 1992 für das Bundeswirtschaftsministerium
würde ein SUPER-GAU in einem deutschen AKW mehrere Hunderttausend
direkt Getötete und bis zu 4,8 Mio. Krebskranke verursachen.
Es würden Sach- und Vermögensschäden von über
5.000 MRD. € entstehen, weite Landesteile mit mehreren Millionen
Menschen müssten evakuiert und ein riesiges atomares Sperrgebiet
eingerichtet werden. Die Menschen würden ihr Hab und Gut verlieren,
ihre Arbeit, ihr Haus, ihren Grundbesitz und würden von keiner
Versicherung etwas zurück erhalten. Die Risiken der Atomkraftwerke
sind völlig unterversichert . Die sogenannte Deckungsvorsorge
beträgt 2,5 MRD € für jedes AKW, das sind weniger als
0,1% der erwarteten Schäden
BBU und BUND fragen, wie es Umweltminister Dietzel aufgrund dieser
Fakten verantworten kann, mit der Forderung nach Verlängerung
der Laufzeiten der Atomkraftwerke die Sicherheitsrisiken für
die Bevölkerung zu verlängern und nachfolgenden Generationen
immer mehr Atommüll zu hinterlassen.
Rückfragen: Michael Rothkegel (BUND Hessen) 069 67737612
Eduard Bernhard (BBU) 06027 8404
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