RWE-AKW Biblis A und B sind nicht sicher / BUND
und BBU widersprechen der Forderung von Ministerpräsident Roland
Koch, Atomkraftwerke länger laufen zu lassen
(09. Januar 2006) Der hessische Landesverband des BUND und der
Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz widersprechen
der erneuten Forderung von Ministerpräsident Roland Koch, die
angeblich sicheren deutschen Atomkraftwerke länger laufen zu
lassen als im sogenannten Atomkonsens zwischen Bundesregierung und
AKW-Betreibern vereinbart.
Eduard Bernhard, energiepolitischer Sprecher des BBU: " Die
Forderung von Ministerpräsident Koch zielt in erster Linie
auf eine Laufzeitverlängerung der beiden Reaktorblöcke
A und B des AKW Biblis in Hessen, die voraussichtlich in 2008 bzw.
2009 vom Netz genommen werden müssen. Doch gerade diese beiden
Reaktoren sind nicht sicher, wie u.a. Studien von Greenpeace und
der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW aufgezeigt haben."
BBU und BUND erinnern daran, dass es in beiden Blöcken des
AKW Biblis in den vergangenen Jahren Hunderte von Störfällen
und Betriebsvorfällen gegeben hat. Als gravierende Beispiele
benennen BBU und BUND den Störfall eines fehlerhaft nicht geschlossenen
Ventils zwischen Primär- und Nachkühlkreislauf im Jahr
1987, der von den Verantwortlichen verschwiegen wurde und der nach
Aussage des Öko-Instituts zum SuperGAU hätte führen
können, den erst nach 27 Jahren entdeckten Riss in einer Schweißnaht
im Bereich der Verbindung des Not- und Nachkühlsystems zum
Reaktorkühlkreislauf im Jahr 2000, die Verstöße
gegen die Vorschriften des Betriebshandbuches bei Instandhaltungsmaßnahmen
in 2002 oder den in 2003 festgestellten ungenehmigten Betrieb des
AKW Biblis A im Bereich der Sumpfsiebe.
Die Umweltverbände kritisieren, dass Ministerpräsident
Roland Koch bei seiner Forderung nach Laufzeitverlängerung
für in Betrieb befindliche und den Bau neuer Atomkraftwerke
wichtige Fakten schlichtweg ignoriert:
- Die weltweiten Uranvorkommen sind nur noch für 40 Jahre
vorhanden. Uran muss ebenso wie Gas und Erdöl importiert
werden.
- Es ist kein sicheres Endlager für jahrzehntausende lang
strahlenden hochradioaktiven Müll in Sicht.
- Jederzeit besteht die Möglichkeit eines atomaren Supergaus
in einem der 17 noch laufenden deutschen Atomkraftwerke, erinnert
wird an die atomare Katastrophe in Tschernobyl, die sich in diesem
Jahr zum zwanzigsten mal jährt.
- Es besteht eine massive Sicherheitsgefährdung aller (davor
nicht zu schützenden) Atomkraftwerke durch denkbare Terroranschläge.
Biblis A und B gehören zu den verwundbarsten Atomkraftwerken.
Die Kuppel des Reaktorgebäudes von Biblis A ist lediglich
gegen den Absturz eines Sportflugzeugs, die Kuppel des Reaktorgebäudes
von Biblis B lediglich gegen den Absturz eines kleinen Starfighters
ausgelegt.
Michael Rothkegel (BUND Hessen)
Eduard Bernhard (BBU)
|