Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V.
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26. April 2006: 20. Jahrestag der Tschernobylkatastrophe / BBU ruft zur Teilnahme an Demonstrationen für die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen auf

(Bonn, 21.04.06) Anlässlich des 20. Jahrestages der Tschernobylkatastrophe hat der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) e. V. seine Forderung nach der sofortigen Stilllegung aller Atomanlagen bekräftigt. Der BBU ruft zur Teilnahme an den verschiedenen Gedenkdemonstrationen auf, die am Wochenende im Bundesgebiet stattfinden.

Der BBU erinnert daran, dass sich spätestens am 26.April 1986 die von Politik und Industrie viel beschworene Sicherheit von Atomanlagen in einer radioaktiven Wolke aufgelöst hat. Ein Reaktor des Atomkraftwerk Tschernobyl explodierte und eine radioaktive Wolke verteilte ihre strahlende Fracht über große Teile Europas.

Diese für unmöglich gehaltene Explosion eines Atomkraftwerkes, vor der die Anti-Atomkraft-Bewegung immer gewarnt hatte, hätte das Ende der Atomwirtschaft sein können. Doch schätzen die Betreiber der deutschen, aber auch internationaler Atomkraftwerke in Kooperation mit den jeweiligen Regierungen hohe Gewinne als bedeutender ein, als die Gesundheit der Bevölkerung. Dass die deutschen Atommeiler sicher sind wird aber nicht dadurch glaubwürdiger, dass es seitens der Atomindustrie gebetsmühlenartig immer wieder behauptet wird - trotz zahlreicher Störfälle auch in deutschen Anlagen. Die vielen Toten und erkrankte Menschen durch Tschernobyl durch den "nicht denkbaren" Unfall sollten Mahnung genug sein, um sofort einen anderen Weg in der Energieversorgung einzuschlagen.

Wegen der hohen Radioaktivität nach der Explosion fielen auf dem Reaktorgelände in Tschernobyl viele der Hilfsmittel aus, mit denen man versuchen wollte den Schaden zu reduzieren. Computer und Roboter funktionierten nicht mehr, nachdem die Strahlung ihre Steuerung lahm legte. Hunderttausende Menschen versuchten per Handarbeit das Ausmaß der Katastrophe wenigstens noch ein wenig zu minimieren. Die Folgen kennen wir - Tote und Kranke in unüberschaubaren Größenordnungen. Wie viele ist nicht bekannt, da die, die es wissen könnten, schweigen. Auch in Deutschland wäre eine Atomkatastrophe nicht beherrschbar.

Selbst 20 Jahre nach der Explosion hat sich auch in Deutschland der Ausstieg aus der Atomenergie nicht so vollzogen, wie es die meisten Menschen gehofft haben. Und der BBU kritisiert, dass Wulf Bernotat, der Chef des Energiekonzerns E.ON, sogar die alten Atomkraftwerke deutlich länger betreiben will, und Laufzeiten von 60 Jahren für möglich hält. Sollte er diese Position durchsetzen können, würden in Deutschland noch bis Mitte des Jahrhunderts Atomkraftwerke laufen und weiteren Atommüll produzieren.

Udo Buchholz, Mitglied des Geschäftsführenden BBU-Vorstand: "Der BBU betont, daß der Atomausstieg in Deutschland nicht erst nach einem weiteren Tschernobyl in Lingen oder Brokdorf erfolgen darf. Der Atomausstieg kann technisch und wirtschaftlich unverzüglich durchgeführt werden". Der BBU kritisiert, daß in der Bundesrepublik Atomkraftwerke und weitere Atomanlagen (z. B in Jülich, Lingen und Garching) noch lange am Netz sein werden, trotz unbeherrschbarem Gefahrenpotential. Auch ein Schutz gegen Sabotage und Flugzeugabstürze ist nicht gegeben. Es gibt zudem radioaktive Dauerbelastungen, die von allen Atomanlagen bereits im sogenannten "Normalbetrieb" ausgehen. Weiterhin betont der BBU, daß die Entsorgung des Atommülls noch immer nicht geklärt ist.

Der BBU ruft zum massiven Ausbau der alternativen Energien auf und zu effizienten Energiesparmaßnahmen, im privaten Bereich sollte ein Stromanbieter gewählt werden, der atomstromfreien Strom anbietet, z. B. das Schönauer Unternehmen EWS, mit dem der BBU e.V. eine Kooperation vereinbart hat. Weiterhin ruft der BBU dazu auf, nach wie vor Hilfsprojekte für Tschernobylopfer zu unterstützen. In diesem Zusammenhang fordert der BBU auch mit Nachdruck ein Transportverbot für die zahlreichen Urantransporte von der Gronauer Urananreicherungsanlage nach Russland. Der BBU weist darauf hin, daß der vermeintliche Atom-Konsens die Urantransporte und die Uranverarbeitung ausgeklammert hat. So kann in Gronau weiterhin Uran an- und abgereichert werden, das dann in anderen Atomanlagen in aller Welt zum Einsatz kommt.

Hohe Bedeutung hat für den BBU nach wie vor die unerschrockene Arbeit der Anti-Atomkraft-Initiativen an den Standorten der Atomanlagen, in den Städten und entlang der Atom-Transportwege. Der BBU weist darauf hin, daß es vielerorts in den nächsten Tagen rund um den Tschernobyl-Jahrestag in verschiedenen Regionen Tschernobyl-Gedenkveranstaltungen und Protestaktionen gegen Atomanlagen und Atomtransporte geben wird. Ausführliche Informationen über Veranstaltungstermine gibt es in der BBU-Geschäftsstelle oder im Internet unter http://www.bbu-online.de/Termine/Termine.htm. Besonders weist der BBU auf vier Demonstrationen hin, die an diesem Wochenende in Gronau, Hamburg, Kiel und Neckarwestheim stattfinden. In Gronau, dem Standort der deutschen Urananreicherungsanlage, findet am Samstag um 11.30 Uhr in der Innenstadt (Alter Rathausturm) eine Kundgebung statt, die im Zusammenhang mit einer Kundgebung um 14 Uhr an der nahe gelegenen niederländischen Urananreicherungsanlage in Almelo steht. In Hamburg beginnt auch am Samstag um 5 nach 12 (= 12.05 Uhr) am Lindenplatz (U-Bahn-Station - Berliner Tor, Ausgang Beim Strohhause) eine Demonstration. Ebenfalls am Samstag findet in Kiel eine Demonstration statt, die um 12 Uhr am Asmus-Bremer-Platz beginnt. Am Sonntag (23.4.) findet eine süddeutsche Demonstration zum Atomkraftwerk Neckarwestheim, statt. Die um 13.30 Uhr am Bahnhof Kirchheim beginnt.

Nähere Informationen über die Arbeit des BBU und über die Stromwechsel-Kampagne befinden sich im Internet unter www.bbu-bonn.de. Telefonisch ist der BBU unter 0228-214032 erreichbar.