Internationale Proteste
gegen Atommüllverschiffung
Derzeit mindestens zwei Schiffe in Europa mit Atommüll auf
Tour
(Bonn, 06.10.2007) Umweltverbände
und Anti-Atomkraft-Initiativen protestieren in diesen Tagen gegen
Atommülltransporte innerhalb Europas, die auch mit Schiffen
durchgeführt werden. Der Bundesverband Bürgerinitiativen
Umweltschutz (BBU) begrüßt und unterstützt die Proteste.
Erforderlich ist die Information der Öffentlichkeit über
das ungelöste und unlösbare Atommüllproblem.
Am Donnerstag (04.10.) ist der Frachter „Atlantic
Osprey“, beladen mit 4,8 Tonnen abgebrannter Brennelemente,
einschließlich 1,2 Kilogramm Plutonium, aus dem Hafen der
Atomanlage in Studsvik in Schweden ausgelaufen. Der an Bord befindliche
Atommüll stammt aus dem Forschungsreaktor R1 der "Königlich
Technischen Hochschule" in Stockholm. Ziel des Transportschiffes
ist die britische Plutonium-Fabrik in Sellafield. Greenpeace gelang
es mit Schlauchbooten am Freitag auf der Ostsee westlich der dänischen
Insel Bornholm an das Transportschiff heranzukommen. Es wurde versucht,
das Schiff zu einer Umkehr nach Schweden zu drängen. Dabei
konnten drei AktivistInnen auf den Atommüll-Frachter klettern.
Währendessen berichtet die niederländische Sektion von
Greenpeace, dass Freitag (5.10.) der Frachter „Doggersbank“
in Rotterdam ausgelaufen ist. Sein Ziel ist Russland. An Bord hat
die Doggersbank erhebliche Mengen des hochgefährlichen Stoffes
Uranhexafluorid. Das Material stammt aus der einzigen deutschen
Urananreicherungsanlage im westfälischen Gronau. Dort war Donnerstag
unter Protest ein Sonderzug mit rund 1000 Tonnen Uranmüll (abgereichertes
Uranhexafluorid) Richtung Rotterdam gestartet. Während des
Transportes von Gronau nach Rotterdam wurde an mehreren Bahnhöfen
protestiert. Die Doggersbank fährt jetzt mit dem Uranmüll
an Bord an Dänemark, Norwegen, Schweden, Finnland und Estland
vorbei nach St. Petersburg. Von dort geht die radioaktive Fracht
per Bahn quer durch Russland zu den geschlossenen Atomstädten
am Ural und in Sibirien. Russische Anti-Atomkraft-Organisationen
haben in der Vergangenheit wiederholt gegen diese deutsch-niederländisch-russischen
Uranmülltransporte, die schon mehrfach stattfanden, demonstriert.
Auch gegen den aktuellen Transport soll in Russland demonstriert
werden.
Bereits Ende September erfolgte der Abtransport
der vier radioaktiven Dampferzeuger aus dem stillgelegten Atomkraftwerk
Stade (bei Hamburg) mit dem Spezialfrachter „Sigyn“
nach Nyköping in Schweden zu den sogenannten Recyclings- und
Einschmelz-Anlagen der Vattenfall-Tochter Studsvik AB. Es wird befürchtet,
dass dort bei der Verarbeitung Radioaktivität freigesetzt werden
kann und dass sogenanntes „entseuchtes“ Metall wieder
in den normalen Produktionsprozess gelangen könnte.
Nach Angaben von Udo Buchholz, Vorstandsmitglied
des Bundesverbandes Bürgerinitiativen Umweltschutz, stellen
alle Atomtransporte, zu Land, auf dem Wasser und in der Luft, ein
enormes Gefahrenpotential für die Bevölkerung dar. Außerdem
wird deutlich, so Buchholz, dass es keine Lösung für das
immer drängendere Atommüllproblem gibt: „Der Müll
wird nur hin- und hergeschoben: Von Deutschland nach Schweden, von
Deutschland nach Russland, von Schweden nach Großbritannien.
Und insgesamt wachsen die Atommüllberge weiter.“ Damit
die internationalen Müllberge nicht immer weiter wachsen, fordert
der BBU die sofortige Stilllegung aller Atomanlagen, in Deutschland,
in Schweden, in Russland und anderswo.
Weitere Informationen zum Themenkomplex Atomanlagen
und Atommülltransporte gibt es beim BBU im Internet www.bbu-bonn.de
oder telefonisch unter 0228-214032.
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