Nach der Uran-Störfall-Sondersitzung des Gronauer
Rates:
Bürgerinitiativen sehen beim NRW-Wirtschaftsministerium
die Verpflichtung zur Aufhebung der UAA-Betriebsgenehmigung
(Bonn / Gronau, 04.02.2010) Nach der Sondersitzung des Gronauer
Stadtrates am Mittwochabend (3.2.) haben der Arbeitskreis Umwelt
(AKU) Gronau und sein Dachverband, der Bundesverband Bürgerinitiativen
Umweltschutz (BBU), ihre Forderung nach der sofortigen Stilllegung
der Gronauer Urananreicherungsanlage (UAA) bekräftigt. Unterstützung
finden sie dabei auch beim Aktionsbündnis Münsterland
gegen Atomanlagen. Nach Angaben der Bürgerinitiativen wäre
das Wirtschaftsministerium in der Lage, die Betriebsgenehmigung
für die Gronauer Urananreicherungsanlage aufzuheben. Zum Schutz
der Bevölkerung wäre es dazu sogar verpflichtet.
Die Sondersitzung wurde durchgeführt, nachdem sich am 21.
Januar in der Urananreicherungsanlage der bisher schwerste Störfall
ereignet hatte. Dabei wurde ein Arbeiter kontaminiert. Während
in der Sitzung Vertreter der Urenco, die die Urananreicherungsanlage
betreibt, zu Wort kamen, hatte es der Gronauer Bürgermeister
Holtwisch abgelehnt, einen kritischen Wissenschaftler einzuladen.
Diese Unausgewogenheit wird seitens des BBU und des AKU scharf kritisiert.
Ebenfalls wird seitens der Bürgerinitiativen kritisiert, dass
es das NRW-Wirtschaftsministerium abgelehnt hatte, an der Sitzung
teilzunehmen. Das NRW-Wirtschaftsministerium ist Genehmigungs- und
Aufsichtsbehörde für die Urananreicherungsanlage.
Udo Buchholz, Mitglied im AKU Gronau und BBU-Vorstandsmitglied,
ist empört: „Erst genehmigt man in Düsseldorf den
Bau und Betrieb der Urananreicherungsanlage im tiefsten Münsterland,
und wenn es dann zu Pannen kommt, lässt man die Gronauer Bevölkerung
mit den Problemen alleine. Als Aufsichtsbehörde wäre das
Ministerium dazu verpflichtet gewesen, anzuhören, wie die Vertreter
der Urenco Ursachen und Ablauf des Störfalls vom 21. Januar
darstellen.“
Als Ursache des Störfalls wird von Urenco ein als leer deklarierter,
aus Schweden stammender, Urancontainer bezeichnet, der doch noch
1,6 Kg einer Uranverbindung enthalten habe. Urenco räumte ein,
dass der Container bei seiner Ankunft aus Schweden keiner Eingangskontrolle
unterzogen worden war. Weshalb der Container nicht kontrolliert
wurde, ist für den AKU und den BBU nicht nachvollziehbar, zumal
die Vertreter der Urenco in der Sondersitzung des Gronauer Rates
berichteten, dass sich in leeren Uranhexafluoridcontainern in der
Regel bis zu 2 Kg Uranrestmengen befinden. Eine Eingangskontrolle
des schwedischen Containers wäre daher zwingend notwendig gewesen.
Im weiteren Verlauf der Sondersitzung wurde deutlich, dass es für
Störfälle in der Urananreicherungsanlage verschiedene
Notfall- und Sonderschutzpläne gibt, die nicht einmal den Gronauer
Ratsmitgliedern bekannt sind. Weiterhin wurde deutlich, dass bei
einer schweren Katastrophe, z. B. bei einem Flugzeugabsturz auf
die Urananreicherungsanlage, eine große Zahl an Toten und
Verletzten zu befürchten ist. Wie und wo dann z. B. mehrere
Hundert Verletzte zu behandeln wären, konnten anwesende Vertreter
des Katastrophenschutzes (Kreis Borken) nicht beantworten.
Vor der Sondersitzung des Rates hatten sich etwa 20 Atomkraftgegner/innen
an einer Mahnwache vor dem Rathaus beteiligt. Sie bekräftigten
damit ihre Forderung nach der sofortigen Stilllegung der Urananreicherungsanlage.
Seit dem Störfall in der Urananreicherungsanlage hat der Widerstand
gegen die Anlage an Umfang gewonnen. An einer der größten
Demonstrationen gegen die Anlage seit Jahren beteiligten sich am
vergangenen Samstag 200 Personen. Am nächsten Sonntag (7. Februar)
wird der Protest fortgesetzt. Dann treffen sich traditionell wie
immer am ersten Sonntag im Monat Anti-Atomkraft-Initiativen um 14.00
Uhr zum Sonntagsspaziergang an der Urananreicherungsanlage. Hauptgesprächsthemen
dabei werden sicherlich der Störfall in der Anlage und dessen
Auswirkungen sein.
Weitere Informationen zum Thema Urananreicherung gibt es im Internet
unter www.aku-gronau.de und unter www.bbu-online.de. Telefonische
Auskünfte gibt es unter 02562-23125 (AKU Gronau) und unter
0228-214032 (Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz).
Fotos zu Aktionen gegen die Urananreicherungsanlage gibt es unter
http://www.anti-atom-aktuell.de/fotos/index.html (Copyright beachten).
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