Offener Brief des BBU an Bundesumweltminister
Jürgen Trittin:
Umweltauswirkungen bzw. Bedrohung
durch französische Atomkraftwerke Fessenheim und Cattenom
Herrn
Bundesumweltminister Jürgen Trittin
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz
und Reaktorsicherheit
53175 Bonn
per Telefax
Bonn, 03.02.04
Umweltauswirkungen bzw. Bedrohung durch französische
Atomkraftwerke Fessenheim und Cattenom
(FR v. 03.02.04 "Französische Atommeiler bringen deutsche
Nachbarn auf")
Sehr geehrter Herr Bundesminister Trittin,
wie aus den Medien - insbesondere aus obengenannten
Artikel - zu ersehen, ist es zu folgenden Vorfällen gekommen:
AKW Fessenheim
7 Beschäftigte wurden bei einem Störfall
"leicht" verstrahlt. Die Atomaufsichtsbehörde in Straßburg
betrachtet den Störfall als ernste Angelegenheit und hat deshalb
Block 1 des AKW bis auf weiteres stillgelegt. Störfall-Ursache
sei Harz gewesen, der infolge eines Bedienungsfehlers ins Wasser
des Primärkreislaufes gelangt sei. Beim Reinigen des betroffenen
Filters seien die 7 Mitarbeiter verstrahlt worden.
Heftiger Protest wurde u.a. seitens des Südbadischen BUND laut,
weil von diesem Strahlenunfall die badische und elsässische
Öffentlichkeit erst mit mehrtägiger Verspätung unterrichtet
wurde. Zwar ist anzumerken, daß das Regierungspräsidium
Freiburg innerhalb von 24 Stunden über den Störfall informiert,
daß 7 AKW-Mitarbeiter verstrahlt wurden, wurde jedoch unterschlagen.
Anmerkung: Hier sind u.E. ganz dringend schnell
Interventionsschritte des BMU bei der französischen Atombehörde
in Paris notwendig, um sicherzustellen, daß sich ein derartiger
Störfall nicht wiederholen kann und vor allem, daß bei
Radioaktivitätsfreisetzung, die zu Verstrahlungen bei Mitarbeitern
führen, die deutschen Atombehörden (BMU, BaWü Fachministerium
u. Reg. Präsidium Freiburg) innerhalb kürzester Frist
informiert werden, um ggf. Vorsorgemaßnahmen treffen zu können.
AKW Cattenom (mit 4 Reaktoren)
Wegen der Absicht, die radioaktiven Ableitungen
des AKW in die Mosel bei Tritium um ca. 25 % zu erhöhen - bei
gleichzeitigem vermehrten Ausstoß von Chemikalien, wie etwa
des krebserregenden Hydrazin -, sind Regierungen, Parlamente und
Umweltverbände in Saarbrücken, Mainz und Luxemburg alarmiert
und agieren gemeinsam gegenüber der französischen Seite.
Anmerkung: Gemäß Gutachten des luxemburgischen
Umweltministeriums liegen die Grenzwerte für radioaktive Stoffe
deutlich über den Margen anderer Länder. Auch das Darmstädter
Öko-Institut kritisiert die geplante Erhöhung des radioaktiven
Ausstoßes in die Mosel als im Vergleich zur Bundesrepublik
um ein Vielfaches zu hoch und urteilt: "Die Zurückhaltung radioaktiver
Stoffe entspricht nicht dem Stand der Technik."
Sehr geehrter Herr Bundesminister Trittin,
aufgrund der hohen und dringlichen Aktualität
bitte wir Sie dringend - zwecks Abstellung der aufgeführten
radioaktiven Gefährdungspotentiale durch die französischen
AKW Fessenheim und Cattenom - allerschnellstens bei der französischen
Atombehörde in Paris scharfen Protest einzulegen und die Forderung
nach Untersuchung weiterer vermeidbarer Mosel-Belastungen zu erheben
und auch das Informationssystem bei Strahlenunfällen zumindest
tagesaktuell für den deutschen Grenzbereich sicherzustellen.
Wir wünschen Ihnen und uns einen vollen Erfolg
und erwarten Ihre Nachricht schnellstmöglich.
Mit freundlichen Grüßen
BBU e.V.
Eduard Bernhard, Vorstandsmitglied
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