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OFFENER BRIEF

An Herrn
Bundesumweltminister
Jürgen Trittin

Berlin

Hanau / Bonn / Frankfurt / Berlin, 29.02.2004

 

Bericht SPIEGEL ONLINE v. 28.02.04
Syriens geheimes Atomprogramm / Die Spur führt nach Hanau

Dringender Aufklärungsbedarf
Unser Antrag auf Sofort-Stop der Hanauer SIEMENS-Exporte von radioaktiven Abfallmengen nach Schweden

Sehr geehrter Herr Bundesumweltminister Trittin,

gemäß obigem Bericht heißt es u.a.:

Ein Ermittlungsverfahren Stockholmer Behörden sowie Recherchen der CIA erregen einen schweren Verdacht. Syriens Diktator Baschar al-Assad betreibt womöglich ein geheimes Nuklearprogramm - mit schwedischer und deutscher Hilfe. Das Know-how zum Umgang mit dem Spaltmaterial soll aus der Atomfabrik Hanau stammen.

Hierzu wird ausgeführt:

Mehr als 40 Tonnen uranhaltige Abfälle aus Brennelementen der Firma SIEMENS für deutsche Atomreaktoren wurden von 1996 - 2000 offiziell nach Schweden verkauft.

"Wir liefern keine radioaktiven Abfälle, sondern werthaltige Reststoffe ins Ausland", sagt Helmut Rupar, Chef der Hanauer Atomanlage. Doch die "kontaminierten Reststoffe", so die offiziellen Transportpapiere des Bundesamtes für Strahlenschutz in Salzgitter, verhelfen möglicherweise heute dem arabischen Syrien zur Bombe.

Weiter heißt es:

Erst als einige Gramm Plutonium aus der Aufarbeitung der Hanau-Chargen auf einer örtlichen Müllkippe gefunden wurden, reagierte die schwedische Atomaufsicht ( SPIEGEL - 18/2002, Atommüll im Birkenwald ).

Zudem waren aus der schwedischen Nuklearanlage "Randstad Mineral" einige sorgfältig inventarisierten Mengen des hochgiftigen Plutoniums spurlos verschwunden.

Wichtige weitere Ausführungen bitten wir, der zitierten SPIEGEL-ONLINE-MELDUNG zu entnehmen.

Sehr geehrter Herr Bundesumweltminister Trittin,

da uns die SPIEGEL-Informationen bisher in der Regel als seriös bzw. zutreffend bekannt sind, stellen wir hiermit den Antrag auf:

  1. Sofortiges Export-Verbot für radioaktives Material bzw. "werthaltige Reststoffe" durch die Fa. SIEMENS-Hanau.
  2. Schnelle und gründliche Überprüfung des Vorganges - vermutlich in Zusammenarbeit mit dem hessischen Umweltministerium, dem Bundes-Ausfuhramt, sowie dem Bundesamt für Strahlenschutz - und Information der Öffentlichkeit.
  3. Klärung bzw. Beantwortung u.E. folgender wichtiger Fragen:
    1. Welche Mengen kontaminierter Reststoffe aus Hanau sind tatsächlich zwischen 1996 und 2000 von Hanau nach Schweden zur Rückgewinnung von Uran und Plutonium transportiert worden?
    2. Wer prüfte die angeblich exportierten 40 Tonnen angeblich kontaminierten Hanauer Reststoffe auf Nuklid-Arten und deren genauen Mengen-Anteile, z.B. außer SIEMENS evtl. ein TÜV, Bfs oder HMU-Experten, und wo sind diese Prüfberichte einsehbar?
    3. Wie viel Uran und Plutonium wurde zurück gewonnen?
    4. Wer ist Besitzer/Eigentümer dieser radioaktiven Stoffe?
    5. Wohin gelangte dieses Uran, bzw. dieses Plutonium?
    6. Wie wurde sichergestellt, dass bei dem Abtrennprozess keine Möglichkeit zur Nutzung von Know-how für evtl. militärische Nutzung des Plutoniums bzw. Urans entstehen konnte?
    7. In welcher Weise hat sich das Ausfuhrland Deutschland dagegen abgesichert, dass Atomexperten oder Techniker aus proliferationsträchtigen Ländern, wie z.B. Syrien entsprechende Kenntnisse über Abtrennprozesse zur möglichen militärischen Nutzung verschaffen konnten?
    8. Wurde vor der Ausfuhr sichergestellt, dass die Zuverlässigkeit der Verarbeiter in Schweden vorhanden ist? Welche Nachweise wurden hierfür erbracht?
    9. Wie äußert sich die Behörde zu dem Vorwurf, dass das Know-how zum Bombenbau in Syrien aus der Atomfabrik Hanau stammt? ( SPIEGEL-ONLINE v. 28.02.04 )
    10. Ist weiterhin vorgesehen, radioaktive Abfälle aus Hanau nach Schweden zu transportieren? Wenn ja, an wen?
    11. Welche Schritte gedenkt die Bundesregierung aufgrund dieses Vorkommens zu unternehmen?

Mit großem Interesse erwarten wir Ihre Antworten.

Mit freundlichen Gruß

BBU e.V., E. Bernhard (Vorstandsmitglied)

BUND LV Hessen, Michael Rothkegel (Landesgeschäftsführer)

IUH, Hanau, Elmar Diez (Sprecher)