Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V.
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Offener Brief

Herrn
Staatsminister Dr.Werner Schnappauf
Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung u. Umweltfragen
Rosenkavaliersplatz 2
81925 München

Fax: 089/ 921 433 50

 

Bonn, 04. April 2002

E.ON ( vormals VIAG/Bayernwerk AG )-Atomkraftwerk Grafenrheinfeld / Störfall am 02./03. April 2002 / Unser Antrag auf grundsätzliche Überprüfung durch Störfall-Pannen-Bilanz der letzten 3 Jahre ( 1999-2001 )

Sehr geehrter Herr Staatsminister Schnappauf,

unter Bezug auf Medien-Informationen, wonach es im E.ON AKW-Grafenrheinfeld wegen einer Panne ( d.h. defekter Bauteil ) am 2/3 April 2002 zu einer angeblich nicht sicherheitsrelevanten Schnell-Abschaltung kam, teilen wir Ihnen mit, daß wir erheblichen Zweifel an der Richtigkeit dieser E.ON Aussage haben!

Wir begrüßen es deshalb, daß Sie eine umfassende Aufklärung des Vorfalls durch den TÜV Süddeutschland angekündigt und daraufhin die nicht wieder Inbetriebnahme des AKW verfügt haben. Allerdings meinen wir, daß nicht nur der jetzige Pannen-Vorfall gründlich untersucht werden muß, sondern - und das beantragen wir hiermit - eine Störfall-Pannen-Bilanz aller derartigen Vorfälle für die letzten 3 Jahre, d.h. von 1999-2001, dringend erforderlich und öffentlich zu machen ist.

In dieser Bilanz sollten also auch Pannen-Störfälle, die nicht im nuklearen Sicherheitsbereich - d.h. außerhalb der Störfall-Klassifizierung - stattfanden, erfaßt werden. Denn auch solche Vorfälle können z.B. bei Stromausfall ( gilt auch für Notstrom-Diesel ) Auswirkungen auf die Reaktorsicherheit haben.

Insgesamt gibt eine solche 3 Jahresbilanz möglicherweise wichtige Hinweise über technische Grundsatzmängel und evtl. auch auf die nach § 7 des Atomgesetzes und nach der Strahlen- Schutzverordnung zu überprüfende Fachkunde und Zuverlässigkeit des AKW-Betreibers.

Bitte lassen Sie auch überprüfen, ob bei dem von Ihnen in Aussicht genommenen Gutachter TÜV-Süddeutschland möglicherweise auch Gutachter sind, die mitverantwortlich sind für die 16 Jahre lang währenden Sicherheitsverstöße im AKW Philippsburg oder auch in den in die Kritik geratenen En-BW-AKW Obrigheim und Neckarwestheim I u. II.

Abschließend dürfen wir erwähnen, daß das Hessische Umweltministerium bei Pannen- und Störfällen in Atom-Anlagen - auch außerhalb der eigentlichen Meldepflicht - regelmäßig Presse-Erklärungen abgibt, was uns für Bayern bisher nicht bekannt wurde.

Wir hoffen auf eine positive Nachricht.

Mit freundlichen Grüßen

BBU e.V., Bonn

Eduard Bernhard

Christine Ellermann

   

Vorstandsmitglied u. Atompol. Sprecher

Geschäftsführerin