Energiedialog
2000 gescheitert - Umweltverbände für konsequente Energiewende
Die Energieallianz
ist ein Zusammenschluß von Umweltverbänden, Initiativen,
Einzelgewerkschaften, ökologischen Unternehmen, Kommunal- und
KirchenvertreterInnen. Die Koordination der Energieallianz liegt
seit diesem Jahr beim BBU e.V.
05.06.2000
Der Dialog
war ein Monolog
Der Energiedialog von Wirtschaftsminister
Müller und Rolf-E. Breuer, dem Vorstandssprecher der Deutschen
Bank, konnte den selbstgestellten Anspruch nicht einlösen,
ein Konzept zukunftsgerichteter Energieversorgung im Konsens der
gesellschaftlichen Gruppen vorzulegen. Das einseitige Übergewicht
der traditionellen Energieversorgungsstrukturen ließ es nicht
zu, dass die Umweltverbände ihre Vorstellungen für eine
Energiewende hin zur Versorgung mit umwelt- und klimafreundlichen
Energien einbringen konnten.
Das Bundeswirtschaftsministerium
hat sich damit zur Lobby einer rückwärtsgewandten Koalition
aus Banken und Energieversorgungsunternehmen gemacht. Der Energiedialog
hat die Augen davor verschlossen, dass es in der Industrie eine
aufstrebende Branche von Herstellern gibt, die Anlagen für
erneuerbare Energien produzieren. Hier werden die Arbeitsplätze
der Zukunft geschaffen, während sie in den alten Industrien
dramatisch zurückgehen.
Energiewende für Klima,
Umwelt und Arbeitsplätze
Die in der Energieallianz zusammengeschlossenen
Umweltverbände und Gewerkschaften treten für eine Energiewende
ein, die den kontinuierlichen, raschestmöglichen Übergang
auf eine saubere Energieversorgung zum Schutz des Klimas und der
Umwelt mit der Schaffung von Arbeitsplätzen verbindet.
Die Minderung des CO2-Ausstosses
um 25 Prozent gegenüber 1990 bis zum Jahr 2005 kann ohne eine
entschlossene Inangriffnahme des Aufbaus eines Clean Energy System
nicht gelingen. Die Arbeitsplätze, die durch Rationalisierung
und Liberalisierung in den traditionellen Industrien wegfallen,
müssen durch Arbeitsplätze in den Energien der Zukunft
ersetzt werden. Hier können 400 000 bis 500 000 Jobs neu entstehen.
Diese Chance wird von denen vergeben, die die alten Strukturen zu
konservieren versuchen, die ohnehin im Niedergang befindlich sind.
Unsere finanziellen, menschlichen, technischen und ökonomischen
Ressourcen müssen in die Zukunft, nicht in die Vergangenheit
investiert werden.
Konsequenter
Ausbau der erneuerbaren Energien
Es ist ein verbindliches Programm
mit definierten Fortschrittswerten für den Ausbau der erneuerbaren
Energien aufzustellen. Dazu gehören Wind- und Wasserkraft,
Photovoltaik und Solarthermie, Biomasse und Geothermie. Der Ausbau
muss im Einklang mit den Belangen des Natur- und Landschaftsschutzes
erfolgen. Als Meilensteine schlagen wir vor: 75 Prozent bis 2030
und 95 Prozent bis 2050.
Die erfolgreichen Instrumentarien
Förderprogramme, Ökosteuer und Einspeisevergütung
sind weiter auszubauen. Der durchschlagende Erfolg des Photovoltaik-Förderprogramms
beweist die Realisierbarkeit solcher Ziele und die breite Akzeptanz
in der Bevölkerung. Es darf deshalb nicht aus Angst vor dem
Erfolg beschränkt werden, sondern muss weitergeführt und
bei Bedarf aufgestockt werden. Darüber hinaus sind Selbstverpflichtungen
und Maßnahmen des Bau- und Ordungsrechts wie z. B. eine Solaranlagenverordnung
geeignete Instrumente. Für den ländlichen Raum bieten
besonders Windkraft, Biomasse-Nutzung, nachwachsende Rohstoffe und
die Produktion von Pflanzenöl wirtschaftliche Perspektiven.
Ökologischer Landbau kann wesentlich zur Energieeinsparung
beitragen. Eine Umstellung auf 100 % ökologischen Landbau bedeutet
eine Energieeinsparung von 64% sowie einen 60%igen Arbeitsplatzzuwachs.
Die Kraft-Wärme-Kopplung muss gesichert und ausgebaut, wegen
der Liberalisierung des Strommarktes außer Betrieb gesetzte
Anlagen reaktiviert werden. Der Anteil der KWK muss verdoppelt,
das Gesetz zum Schutz der KWK baldmöglichst verabschiedet werden.
Einsparung und Effizienzsteigerung
Auf der Nachfrageseite ist das
technische und wirtschaftliche Potenzial an Energieeinsparung und
Effizienzsteigerung auszuschöpfen, das bis zu 50 Prozent beträgt.
Europäische
Union fördert erneuerbare Energien
Auf der europäischen Ebene
ist anstelle der nicht mehr zeitgemäßen Sonderverträge
für Atomkraft und Kohle (EURATOM- und EGKS-Vertrag) ein Sondervertrag
über den Ausbau der erneuerbaren Energien abzuschließen.
Der EU-Richtlinienvorschlag
für die erneuerbaren Energien muss umgesetzt werden.
Atomausstieg ist möglich
Bei einem konsequentem Ausbau
sauberer Energien und der KWK sowie Nutzung von Einspar- und Effizienzpotenzialen
ist ein Ausstieg aus der Atomenergie auch unter Einhaltung der Klimaschutzziele
und ohne Zubau fossiler Kraftwerke - auch von GuD-Kraftwerken -
möglich. Der Ausstieg muss schnellstmöglich erfolgen,
nicht zuletzt weil die Menge des gefährlichen Atommülls
mit jedem Betriebsjahr weiter ansteigt. Die Versicherungsprämien
gegen Atomunfälle müssen das wirkliche Risiko abdecken,
statt es der im Störfall betroffenen Bevölkerung und der
Allgemeinheit anzulasten. Für die Arbeitsplätze der in
der Atomindustrie Beschäftigten ist rechtzeitig qualifizierter
Ersatz vorzusehen.
Allianz der Zivilgesellschaft
für Energiewende
Die Energieallianz ruft die
Öffentlichkeit und die Parteien sowie die Mitglieder der ihr
angehörenden Verbände dazu auf, an einer solchen Energiewende
mitzuwirken und ihren gesellschaftlichen Einfluss dafür geltend
zu machen.
Die Energiewende ist realisierbar,
sie ist wirtschaftlich und ökologisch vernünftig, sie
schafft hunderttausende von Arbeitsplätzen und rettet unser
Klimasystem vor dem Kollaps, dessen Vorboten wir mit Hitzerekorden
und Dürren, Überschwemmungen und Tornados in jedem Jahr
stärker erleben.
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